Published On: 28. September 2023 | Categories: Assekuranz, Community, Verein |

2025 soll es so weit sein und FIDA vom Europäischen Parlament und Rat verabschiedet werden. Wenn man sich den Entwurf der EU-Kommission anschaut, dann stellt man fest, dass die Ideen der Kommission zu FIDA und Open Insurance sehr viel mit dem Branchenstandard BiPRO und dem BiPRO e.V. zu tun haben. Aber fangen wir erst einmal mit den Grundlagen an.

Was ist FIDA?

FIDA steht für Financial Data Access und regelt die Pflicht, dass Finanzinstitute, die „Dateninhaber“, auf Verlangen eines Kunden (natürliche oder juristische Person) einem anderen Finanzunternehmen, dem „Datennutzer“, die Daten dieses Kunden digital übermitteln müssen. Diese Pflicht gilt für alle Versicherungsunternehmen und auch für große Versicherungsvermittler (mehr als 250 Mitarbeiter oder Jahresumsatz von über 50 Millionen Euro). Der FIDA-Entwurf betrifft alle Versicherungssparten des Kompositbereichs sowie die Teile der Lebensversicherung, in denen Kapitalbildung stattfindet, wie private und betriebliche Altersvorsorge oder kapitalbildende Lebensversicherungen. Andere Teile der Lebensversicherung, die biometrische Daten benötigen, sowie die Kranken- und Pflegeversicherung sind im jetzigen Entwurf ausgenommen. Der FIDA-Datenumfang ist nach dem Text des aktuellen Kommissionsvorschlags noch unklar und sehr weit formuliert. Er umfasst u. U. nicht nur die personenbezogenen Daten, die für den Zweck, zu dem sie verarbeitet werden sollen, erforderlich sind, sondern auch alle Daten, die während der Interaktion mit dem Kunden entstehen, also alle Vertragsdaten, Schadendaten und Beratungsdaten. Die Bereitstellung dieser Daten für Datennutzer kann mit Gebühren verbunden sein, aber dazu später mehr.

Organisatorische Rahmenbestimmungen der FIDA-Verordnung:

Der Entwurf regelt für die Organisation des Datenzugriffs die Bildung sogenannter FIDA-Schemes. Dabei müssen alle betroffenen Dateninhaber sowie Unternehmen, die die Daten nutzen wollen, mindestens einem Scheme beitreten. Die Rahmenbedingungen für die Geschäftsordnung eines solchen Schemes werden von FIDA vorgegeben. Ein FIDA-Scheme ist eine Gruppe aus Dateninhabern, Datennutzern sowie dem Verbraucherschutz. Diese Stakeholder einigen sich für den Datenzugriff auf einen gemeinsamen Standard und regeln die oben angesprochenen Kosten der Nutzung.

Im Entwurf ist eine Zeitspanne von 18 Monaten für den Beitritt von Dateninhabern und Datennutzern zu solchen Schemes nach Inkrafttreten der Verordnung vorgesehen, gefolgt von weiteren – sicherlich sehr anspruchsvollen – sechs Monaten für die Umsetzung und Bereitstellung der Schnittstelle. So soll sichergestellt werden, dass 24 Monate nach dem Inkrafttreten des Gesetzes alles reibungslos läuft und die ersten Daten in Echtzeit von Dateninhabern zu Datennutzern übermittelt werden können.

Die Mitglieder eines Schemes sollen dabei einen erheblichen Teil des jeweiligen Markts der Finanzwirtschaft abbilden, und die EU geht davon aus, dass sich jeder Markt auf einige wenige, wenn nicht sogar nur auf ein Scheme einigen kann. Dieser Spielraum wird den Marktakteuren von der EU überlassen.

Warum die Wahl in der Versicherungsbranche auf BiPRO fällt!

In den vergangenen 17 Jahren hat der BiPRO e.V. mit seinen mittlerweile über 300 Mitgliedern, führenden Unternehmen aus allen Marktgruppen und einem Marktanteil von mehr als 85% in der Versicherungsbranche erhebliche Digitalisierungserfolge erzielt. Innerhalb der BiPRO-Community, in der „Datennutzer“ (Service-Consumer) und „Dateninhaber“ (Service-Provider) eng zusammenarbeiten, wurde ein gemeinsamer Standard für die digitale Kommunikation zwischen den Marktbeteiligten entwickelt und implementiert.

Bei BiPRO liegt der Fokus zudem nicht nur auf Datenstrukturen, sondern auch auf unternehmensübergreifenden Prozessen. Diese Anstrengungen haben sich als äußerst lohnend erwiesen. Im B2B-Bereich profitieren BiPRO-Mitglieder erheblich von den BiPRO-Standards im Vergleich zu proprietären Schnittstellen, was zu erheblichen Kosteneinsparungen und effizienteren Prozessen führt. Die Mitglieder des BiPRO e.V. haben in den vergangenen Jahren hunderttausende auf BiPRO-Normen basierte Schnittstellen implementiert und dafür weit über eine Milliarde Euro investiert. Der Verein hat in den vergangenen Jahren gelernt, wie gemeinschaftlicher Konsens erreicht werden kann, die Neutralität gewahrt wird und alle Stakeholder Mitspracherecht haben. Durch die Entwicklung von Grundlagennormen (100er BiPRO-Normen) wurde ein Verfahren etabliert, wie BiPRO-Standards erstellt und angepasst werden können. Dieses Verfahren wurde auch für die neue Release-Generation „RNext“ optimiert, um agile Prinzipien mit bewährten Verfahren zu verbinden und die Standardentwicklung zu beschleunigen sowie neue Technologien zu nutzen.

Der BiPRO e.V. steht daher mit seinen Mitgliedern in einer vergleichsweise sehr guten Startposition. Die Schnittstellenspezifikationen und das BiPRO-Datenmodell decken die Anforderungen von FIDA auch im Hinblick auf Endkundenprozesse bereits weitgehend ab und die branchenweite Implementierung der Datenübermittlung ist bei den meisten Mitgliedern weit fortgeschritten, nicht zuletzt durch die maßgebliche Unterstützung der DIOPLUS BDÜ (Bestandsdatenübermittlung). Während andere Länder und Initiativen im Grunde bei der Normbildung von vorn beginnen müssen, wo der BiPRO e.V. vor 17 Jahren gestartet ist, wird Deutschland dank der BiPRO-Community zum Vorreiter der digitalen Versicherungskommunikation in der EU.

Nicht verschwiegen werden soll an dieser Stelle aber auch, dass die Umsetzung von FIDA aufgrund des großen Umfangs von Daten, die in unterschiedlichsten Systemen gespeichert sind, eine große Herausforderung an die technische Machbarkeit darstellt und in jedem Fall mit sehr hohen Kosten insbesondere für die Versicherer verbunden sein wird.

Präsidium beschließt den „BiPRO-Hut“ in den Ring zu werfen:

Der BiPRO e.V. steht beim Thema Open Insurance bereits seit längerem im Austausch mit Politik, europäischen Institutionen und Verbänden. Dabei versteht sich der Verein nicht als klassischer Lobbyverband und strebt auch nicht danach, die europäische Gesetzgebung in irgendeine Richtung zu beeinflussen. Folglich positioniert sich der BiPRO e.V. – anders als z. B. andere Open-Insurance-Initiativen – marktpolitisch grundsätzlich weder für noch gegen den aktuellen Entwurf der FIDA-Verordnung.

Es geht dem BiPRO e.V. als Standardsetzer vielmehr um die konkrete Umsetzung unter nachhaltiger Nutzung des Branchenstandards, sollte die FIDA-Verordnung, wie vorgeschlagen, in Kraft treten. Für diesen Fall hat das Präsidium des BiPRO e.V. den Wunsch, dass die Mitglieder maximal von den BiPRO-Standards, ihren Implementierungen und den bereits getätigten Investitionen profitieren. Zu diesem Zweck ist geplant, den Vereinsmitgliedern sowie weiteren Interessenten ein Scheme anzubieten, das auf dem im Markt bereits heute stark genutzten BiPRO-Standard basiert.

Was sind die nächsten Schritte? BiPRO wird eine Gap-Analyse durchführen, um gegebenenfalls fehlende Prozesse und Datenstrukturen im BiPRO-Standard zu ergänzen sowie die organisatorischen Rahmenbedingungen vorzubereiten. Auf diese Weise sind die BiPRO-Mitglieder mit ihren Implementierungen in BiPRO-Prozesse bestens auf die neuen regulatorischen Anforderungen vorbereitet. Darüber hinaus wird der BiPRO e.V. weitere Workshops zu Use-Case-Untersuchungen anbieten, damit die Community von den Entwicklungen im Bereich Open-Insurance bestmöglich profitieren kann. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass die EU den BiPRO e.V. als Vorbild für die Entwicklung ihres Gesetzes genommen hat. Das Alleinstellungsmerkmal des BiPRO e.V. ist seine Neutralität, seine Praxisorientierung, die fachliche Expertise aller seiner Mitglieder und ihr starker Antrieb zur Digitalisierung und Optimierung. Dies versetzt die BiPRO-Mitglieder in eine optimale Ausgangslage, oder um es anders zu sagen: Wenn die EU mit FIDA neue Regeln schafft, hat BiPRO für die administrative Umsetzung in der Branche bereits Lösungsansätze parat.

Eine letzte Info: Bereits seit zwei Jahren treffen sich zahlreiche BiPRO-Mitglieder in der Arbeitsgruppe „Open Insurance“. Neben dem Austausch über den aktuellen Stand der Gesetzgebung und der Fragestellung, wie sich die BiPRO-Community in das Thema einbringt, werden auch konkrete mögliche Business Cases und Anwendungen im Rahmen von Open Insurance diskutiert und entwickelt. Unser Tipp dazu: Informieren und mitgestalten über die Teilnahme an der Arbeitsgruppe „Open Insurance & Endkundenprozesse“ des BiPRO e.V.! Hier finden Sie weitere Details, unseren Ansprechpartner für Sie sowie die unverbindliche Anmeldung zur Arbeitsgruppe.

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